das einzig wahre
Bürgerforum Hirschfelde
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Nachhaltigkeit Modelldorf Hirschfelde
 
Nachhaltigkeit erfordert zunächst gesamtheitliches Denken.
 
Gesamtheitliches Denken ist komplexes Denken und braucht sehr viel Phantasie und Vorstellungsvermögen.
Bei komplexen Projekten müssen diese Überlegungen aber vorher gemacht werden, denn wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.
Keiner von uns würde in einen A380 einsteigen, wenn die Konstrukteure vor dem Volllastflug sagten,
"Geplant isser für 500 Passagiere, ob er auch hält, müssen wir erst sehen?
Aber Versuch macht kluch, steigen Sie einfach mal ein."
 
Insbesondere Projekte, die Menschen im Mittelpunkt haben, unterliegen einer besonderen Schwerkraft, der, der Eigendynamik.
Kommen wir zum ersten Anglizismus.
 
Worst Case Szenario.
Frei übersetzt heißt das:
„Wir hoffen das Beste aber rechnen mit dem Schlimmsten“.
Seit der Love Parade in Duisburg ist jedem klar, was damit traurigerweise gemeint ist.
Hätte es auch nur einen annähernden Zwischenfall während des Dorffestes, zwei Wochen danach, in Hirschfelde gegeben, wäre das Modelldorf heute schon Geschichte.
 
Viel hilft viel.
Natürlich macht man zunächst so viel Werbung, wie es geht. Kommen dann die Massen in Überzahl bleibt ohne Plan B nur noch:
Dorf abriegeln und keinen mehr reinlassen.
Ist auch zunächst nicht schlimm. Bis auf die, die leider draußen bleiben müssen.
Die sagen dann, "Wer hat das denn organisiert ?, Wir kommen extra aus Berlin" und kommen wahrscheinlich nie wieder.
 
Dieses Dorffest sollte uns eine Warnung sein, denn es hat uns die unterschätzte Nachhaltigkeit gezeigt, und man war auf die von Dieter Moor aktivierten Massen nicht wirklich vorbereitet. Man muss aber an dieser Stelle den Moors wirklich zugute halten, daß sie vor den Massen gewarnt hatten. Dies wurde aber zunächst nicht ernst genommen. 
 
Also heißt hier die klare Forderung:
Vorher Gedanken machen und nicht erst in den Flieger einsteigen und nach dem Abheben die Katastrophe erleben.
Diskutieren und Zuhören hilft uns Fehler zu entdecken, Vorkehrungen oder Kompromisse zu finden.
Meinungen sind gut, sich selbst seiner Sache zu versichern und vielleicht die Opposition zu beschwichtigen.
Fakten dagegen helfen uns, Fehler zu finden, negative Auswirkungen einzugrenzen oder ganz zu vermeiden.
 
 
Beispiele:
Meinung ist, das Modelldorf soll Abwanderung verhindern.
Die derzeit stagnierende Einwohnerzahl Werneuchens ist ein Fakt, die zukünftige Entwicklung ohne das Modelldorf, eine Meinung. Demografen beobachten Bevölkerungszuwächse im Ost- und West-Speckgürtel Berlins um bis zu 40%, während Berlins Einwohnerzahl trotz heftiger Zuwanderung stagniert. Ursache sind die Stadtbewohner, die gleichzeitig mit der Zuwanderung anderer auf's Land ziehen. Das ist ein Fakt.
Arbeitslosigkeit soll durch das Modelldorf reduziert werden, ist eine Meinung.
Dass wir eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenzahl in Hirschfelde haben, ist ein Fakt und dass die vorhandenen Arbeitslosen keinen Job in der Landwirtschaft wollen, wohl auch.
Überalterung ist ein Fakt, der besteht aber in der gesamten BRD und ist nicht Hirschfelde typisch und wird auch nicht durch das Modelldorf verbessert.
Die jungen und gut ausgebildeten Menschen werden gerne mit Hilfe moderner Kommunikation die Möglichkeit des Arbeitens in einer schönen ländlichen Atmosphäre zu schätzen wissen aber keine vom Modelldorf angebotenen Arbeitsplätze besetzen wollen.
 
Warum ist Nachhaltigkeit so zwingend wichtig?
Ursachen des Scheiterns guter Ideen werden schon zu Beginn leider zu oft übersehen.
Der Business Plan, dessen Kritik und Verteidigung ist heutzutage ein Standardprozeß und wird SWOT Analyse genannt.
( Strength=Stärken, Weaknesses=Schwächen, Obsticals=Hindernisse and Threads= Gefahren)
Die SWOT-Analyse sollte eigentlich in der Planungsphase schon begleitend stattfinden, hat sie hier leider noch nicht.
Es gibt deshalb auch vieles, worüber man streiten kann und muss.
- Funktionsdorf versus Schlafdorf,
- Nutzen Einiger gegen Bedürfnisse Vieler.
Leider haben die Initiatoren bisher keine schlüssigen Antworten auf das wieviel und wo gegeben.
Es heißt immer nur: "Wird schon nicht so schlimm werden. Erst machen, dann schauen wir mal."
Aber wer ernsthaft an Sprüche glaubt wie, „Macht kommt von machen“, und „Arbeit macht Arbeit“ und sich (hoffentlich) selbstironisch „Arschloch freie Zone“ nennt,
dem kann und soll wohl auch nicht gehelft werden.
 
Kompetenz in Sachen ganzheitliches Denken und Nachhaltigkeit, kann da bisher noch nicht mal vermutet werden.
 
Jetzt mal ein paar Beispiele zu fehlender Nachhaltigkeit des Modelldorf-Hirschfelde-Konzeptes, die heute schon einfach nachzuvollziehen und zu erwarten sind.
 
Zunächst eine Basisrechnung, die auch die Initiatoren hätten längst machen müssen. Sie geht vom worst case aus und kann dann linear beliebig skaliert werden.
SML (Sonja Moor Landbau) plant 200 Rinder zu halten und wir gehen von 100 Kälbern im Jahr aus. Also auch 100 Rinder, die geschlachtet werden können.
Je Rind wird ein Fleischertrag von 500kg angesetzt.
Das bedeutet 100 x 500 = 50.000 kg Fleisch/annum.
 
Umweltaspekte der Direktvermarktung
 
Kollateralschaden CO2:
Bei durchschnittlich 2 kg Fleisch je Käufer, sind das 25.000 Käufer x 70 km (Berlin Hirschfelde hin und zurück)
Das sind dann mal eben 1.750.000 km pro Jahr (43,75 Erdumrundungen) und bei 200g CO2, je km, 350.000 kg CO2/annum.  
 
Kollateralschaden Finanzen:
Rechnet man, wie das Finanzamt, liebevoll mit 30 Cent/km entsteht ein wirtschaftlicher Schaden von 525.000 Euro/annum. 
 
Kollateralschaden Verlust der Lebensqualität:
25.000 Käufer/annum bedeuten wohlwollend gerechnet 68,5 Käufer/Tag bei 7 Tagen Öffnung. Und das ohne begleitende Familie oder Freunde.
 
Es gibt schon heute leider Beispiele dafür, wie aus bewohnten Dörfern, Geisterdörfer durch Tourismus wurden. Worpswede bei Bremen, heute eine Vermarktungsplattform für Kunst ist so ein Modelldorf. Hat damals keiner so gewollt. Worpswede ist hier ein besserer Vergleich, da es im Gegensatz zu Hermannsdorf in Bayern die Vermarktung wie in Hirschfelde im Dorf selbst und nicht ausserhalb stattfinden lässt.
Deshalb:
-Dialog statt Diskriminierung.
-Dorfverträglichkeit mit Tourismus prüfen.
-Abholung der Dorfgemeinschaft, wo sie ist.
Und das Erholungsbedürfnis der arbeitenden Einwohner Hirschfeldes nicht abtun. Das sind Steuerzahler. Denn wenn die Einwohner unfreundlich werden, dann kommen die Touristen auch nicht mehr.
Der zusätzliche Aufwand durch den Tourismus ist unumstritten.
Die erhofften Gewerbesteuereinnahmen und der Nutzen für die Allgemeinheit müssen diesen Aufwand rechtfertigen, sonst leisten wir uns ein teuresund sinnloses Prestigeprojekt.
 
Kollateralschaden Kundenbindung:
Jemand der heute nach Hirschfelde kommt und dafür weit fahren muss, fährt das nächste mal woanders hin oder gar nicht mehr, weil er den Unfug und die Sozialisierung der verborgenen Verluste darin erkennt.
 
 
Es gibt auch umweltfreundliche Vermarktungskonzepte
 
Seit wir die reine Selbstversorgungswirtschaft hinter uns gelassen haben, gibt es auch umweltfreundlichere Versorgungskonzepte, als die der Modelldorf Initiatoren. Es also ist nichts Neues, dass Produkte über voll beladene Transporter zentral zum Verbraucher gebracht werden und nicht zwei-Kilo-weise.
Das muss auch nicht die Wertschöpfung für den Erzeuger zwingend reduzieren aber erhöht bestimmt die Kundenbindung.
Lieferservice, Mitnahmerabatte, Hamsterfahrten für Gruppen, Kooperationen mit öffentlichen Verkehrsbetrieben sind da erste Näherungen an eine sinnvolle Logistik.
Ist zwar nicht ganz so authentisch und romantisch aber umweltfreundlich und entlastet nebenbei unser Dorf.
Denn mit dem Rad macht die Distanz keiner und noch bei Hitze mit verderblicher Fracht, sowieso nicht.
 
 
Lei(d)tfigur und B-Promi Touristik
 
Ist die Wahl Dieter Moor’s als Frontmann wirklich eine gelungene Marketingstrategie? Oder haben die Initiatoren sich damit einen zusätzlichen Touristenstrom herangezogen, der weder dem Biorind noch der Landmark Barnim hilft. Ist der Schaden für Dieter Moor durch die Diskussion nicht höher als sein Nutzen?
 
Viehzucht und lokale Futterversorgung
 
Ist die Wahl eines ehemaligen russischen Militärstützpunktes, Mülldeponie mit Bodenkontamination und kargem Boden wirklich die richtige Wahl?
Man will zwar bisher durch Aufschüttung 15 cm Mutterboden überdeckt und aufgebaut haben. Aber ich brauche hier keine Beispielrechnung, um nachzuweisen welche Erdbewegung das bei 700.000 m2 bedeutet.  Oder doch?!
15 cm Bodenaufschüttung bedeuten 105.000 m3 Mutterboden und 210.000 Tonnen Gewicht. Veteilt auf 30 Tonner Lastwagen bedeutet das 7000 LKW Anfahrten, die uns allen sicherlich aufgefallen wären. Auch hier können wir die Moor'sche Aussage beliebig skalieren. Je cm Mutterboden sind es 466 LKW Anfahrten. Auch die Aufschüttung von durchschnittlich nur einem Zentimeter, hätten wir also bemerkt. Wir sehen also, auch wer rechnen kann, ist hier klar im Vorteil. Sollte dies auf natürliche Art und Weise in Abwesenheit von Laubbäumen passiert sein, stellt sich natürlich die Frage, "Wer hat an der Uhr gedreht" ? und den Moors den Humus von mehreren Millionen Jahren in 8 Jahren auf die Flächen gezaubert. 
Also bleiben die Kontamination und der karge Boden. Selbst die bisherige Population an Vieh kann nur mit Zufutter (Heu auch aus konventioneller Landwirtschaft) aufrecht erhalten werden. Wäre da das Oderbruch mit seinen Auen (Feuchtwiesen) und verlassenen Höfen und Flächen nicht die bessere Wahl? Insbesondere für Wasserbüffel.
 
 
Der letzte Anglizismus "If you can't convince, confuse"
 
"Wer nicht überzeugen kann, dem bleibt nur noch verwirren"
 
Vertrauen zu schaffen, ist den Initiatoren des Modelldorfes Hirschfelde bisher nur bei wenigen hier im Dorf gelungen.
 
Dieses Vertrauen basiert aber eher auf dem gemeinsamen Nutzen bei der Grundstücksspekulation oder bei Folgeaufträgen.
 
Denn man will am Ende kein gesamtheitliches Denken oder die Nachhaltigkeit, da es den Sinn und Nutzen dieses Projektes nicht nur für die Allgemeinheit in Frage stellen würde.
 
Wessen Credo „Macht kommt von machen“ und „Arbeit macht Arbeit“ ist, der hat es schwer zu beweisen, daß er mehr kann, als Meinung zu machen.
 
Der beste Spruch war übrigens bisher:
"Wer seine Ruhe haben will, der muss in die Grossstadt ziehen".
Den hat Herr Moor in seiner Sendung Palais vom Stapel gelassen.
Der arme Mann, woher hätte er auch wissen sollen, dass ein B-Promi auch bei noch so kleiner Berühmtheit richtig Arbeit hat, seine gerufene Anhängerschar wieder loszuwerden.
Und da sind wir wieder beim Thema, vorausschauendes Denken und Nachhaltigkeit.
   

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